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Minimalismus in der Kreativwirtschaft? Eine Art Neuanfang

Schon seit längerem beschäftige ich mich ja mit dem Thema “Kreativwirtschaft” und wie es mit meinen Shops und Labels wohl so weitergehen soll – meine Unterhaltungen mit anderen Kreativen auf Märkten, im Netz und persönlich haben ergeben, dass fast alle mit dem Handmade-Boom etwas hadern. Die Übersättigung des Marktes, das Aufspringen großer Konzerne auf die “DIY-Welle”, die steigenden Gebühren der Handmade-Marktplätze und noch vieles mehr haben die Anfangs-Euphorie doch ziemlich gedämpft und viele Labels, mit denen ich damals auf DaWanda angefangen habe, haben sich inzwischen aufgelöst oder sind mittlerweile nur noch auf Etsy aktiv. Auch bei mir stellt sich immer wieder die Frage, ob sich Shops mit den eigenen Produkten überhaupt noch lohnen. Abgesehen von den Produktionskosten sitzt man auf einem wachsenden Lager von Grußkarten, Stempeln und Frühstücksbrettchen, die uns hoffentlich nicht irgendwann einmal vom Dachboden einfach auf den Kopf fallen, weil das alte Fachwerkhäuschen das Gewicht schlichtweg nicht mehr verkraftet. Von den ganzen Verpackungsmaterialien einmal abgesehen. Dabei versuche ich gerade, ein bisschen “Minimalismus” in unseren Alltag zu bringen.

 

Öhm. Was ist denn Minimalismus?

Minimalismus ist die Suche nach dem Wertvollen, das zeitgleich auch immer Verzicht auf Konsum bedeutet. Also natürlich nicht auf allen Konsum, aber eben auf den, der einem quasi von der Gesellschaft oder der Werbung vorgegeben wird. Ziel ist ein bewusster Konsum, der sich an den eigenen Werten und Bedürfnissen orientiert. “Nebenher” geht es nicht nur darum, neue Anschaffungen kritisch zu hinterfragen, sondern auch, Vorhandenes mal mit der Frage zu betrachten “Brauche ich das? Hilft mir das?” Dinge sind eben nur Dinge und wir verbringen einfach sehr viel Zeit damit, uns um unsere Dinge zu kümmern und haben weniger Ruhe und Konzentration für die Menschen um uns herum. Dabei ist die meiste Zeit mit Dingen eigentlich nicht besonders erfüllend, sondern geschieht aus reiner Gewohnheit: Wir checken 100x am Tag unsere Mails auf dem Smartphone, weil die Hand eben in einer kleinen Denkpause immer schon automatisch zum Email-Programm huscht. Wir scrollen die Timeline von Facebook rauf und runter, weil wir gerade mal 5 Sekunden nix anderes zu tun haben. Ständig piept und bimmelt was und wir bekommen diesen mini Adrenalinkick, dass es ja eine neue Nachricht, ein neuer Like oder ein neuer Onlineverkauf sein könnte. Weil wir daraus unsere Bestätigung holen und Selbstvertrauen tanken. Dabei zerfasern wir uns total und verlieren unsere Konzentrationsfähigkeit, weil wir ja auch ständig drölf Dinge parallel machen und es total uncool ist, nicht dauernd vernetzt zu sein. Wer sitzt denn schon noch ohne Blick aufs Smartphone im Wartezimmer, Bus oder Ubahn? Selbst im Gehen “muss” man essen und zeitgleich den Snack oder das Outfit noch schnell für Instagram fotografieren. Danach dann gleich noch kauend durch die Fotos der anderen schauen und gucken, wer was mit Herzchen und Kommentaren versehen hat.

Minimalismus setzt dem die Fokussierung auf das Wichtige entgegen. Das heisst natürlich nicht, dass man sich nie wieder bei Instagram rumtreiben darf oder ab jetzt nicht mehr per Email erreicht werden kann. Aber man muss das ja nicht alles zeitgleich machen. Eins schön nach dem anderen und dann aber darauf konzentriert. Oder sinnvoll geplant mit praktischen Social Media Tools und Blog-Redaktionsplänen. Und man muss jetzt auch nicht alle seine Besitztümer auf den Müll werfen oder verschenken. Aber vielleicht überlegt man sich einfach mal, welche der eigenen Dinge besonders hochwertig sind und besonders gut zu einem passen. Was hält noch die nächsten Jahre und ist nicht nach 2 Monaten nicht mehr “in” oder total verschlissen? Was wurde fair produziert und nicht um den halben Globus geschippert? Also einfach mal auf Haltbarkeit und Nachhaltigkeit (jaja, das abgenuddelte Wort, da isses) achten. Und Individualität. Also eigentlich das, was unsere Großeltern noch ganz selbstverständlich fanden und was uns in den letzten Jahren irgendwie abhanden gekommen ist. Minimalismus ist also eigentlich gar nix neues, sondern nur eine bewusste Entscheidung für etwas, das frühere Generationen sich halt einfach gar nicht leisten konnten. Weil es eben kein Amazon gab, sondern nur den Schuster vor Ort. Und weil das Geld nur für drei Pullover reichte. Im Leben.

Es geht hier also um Entscheidungen – was bleibt, was geht? Was ist mir wichtig? Wofür will ich meine Zeit einsetzen? Wie kriege ich alles unter einen Hut? Bei mir gehts dabei um das tägliche Rechnungen-Schreiben, Bestellungen-Verpacken und -Versenden inklusive Buchhaltung. Da bleibt irgendwie manchmal nur noch sehr wenig Kraft und Zeit für neue Dinge, frische Ideen und schöne Projekte.

 

Hamsterrad Social Media

Meine Lösung war bisher ja, dass ich vor allem meine Abläufe perfektioniert und effizienter gemacht habe. Neben der Organisation meines Büros und dem Erstellen eines Zeitplans habe ich einige Schritte delegiert und bin damit bisher sehr gut gefahren. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass jede Effizienzsteigerung direkt mit einer anderen Aufgabe wieder zunichte gemacht wird. Stichwort: Social Media. War es bis vor einigen Jahren noch komplett ausreichend, sich um seinen Blog zu kümmern und vielleicht noch eine Facebook-Seite zu haben, muss man als kleines Unternehmen inzwischen nicht mehr nur dort, sondern auch auf Pinterest, Twitter, Instagram, YouTube und all’ den anderen Kanälen aktiv sein, damit man überhaupt wahrgenommen wird. Echt jetzt? Wann soll ich das denn alles machen? Und nervt es nicht, wenn ich allen immer meine Produkte um die Ohren haue? Irgendwie kann’s das doch nicht sein. Ich glaub schon, dass ich eine Art “Sendungsbewusstsein” habe, aber überall omnipräsent sein zu müssen, überfordert mich dann doch.

Zeit, sich mal zurückzulehnen, durchzupusten und Bilanz zu ziehen: Was brauche ich? Was macht mir Spaß? Was bringt am meisten? Gerade so ein Jahresanfang bietet sich da ja ein bisschen an und ich habe seit Januar viel darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll. Daher werde ich (dank wunderbarer Tools wie beispielsweise Hootsuite) zwar auf den üblichen Social Media Kanälen wie Facebook und Twitter weiter präsent sein, habe mich aber umgeschaut, was für mich am meisten Sinn macht. In Zukunft werde ich mich wohl auf Instagram und Pinterest besonders konzentrieren. Mit ihrem Fokus auf schönen Bildern sprechen mit diese beiden einfach am stärksten an und ich fühle mich dort am besten aufgehoben. Es ist also auch dort Zeit für ein kleines bisschen Fokussierung.

 

To consume or not to consume: Ein bisschen Minimalismus geht. Irgendwie.

Ein weiterer Frust-Faktor ist die Frage, ob ich als Verkäufer weiter Teil einer immer nur auf Wachstum programmierten Konsumwirtschaft sein möchte. Grundsätzlich macht es mir wahnsinnig Spaß, Dinge zu verkaufen. Aber man muss sich ja doch fragen, ob man damit nicht zu einer Gesellschaft beiträgt, die viel zu viel konsumiert und sich mit immer mehr Dingen umgibt.

Gerade, wenn wieder eine Lieferung von der Druckerei kommt, ist neben Aufregung und Spannung (ja, ich bin tatsächlich noch jedes Mal nervös, wenn was aus dem Druck kommt!) auch immer ein kleines bisschen Frustration dabei, weil ja schlussendlich Papier durch die halbe Republik gefahren wurde, damit ich es hier lagere und dann wieder an andere Leute weiter verschicke. Döh. Macht das eigentlich Sinn? Kann man das gegenüber der Umwelt verantworten? Und möchte man nicht eigentlich zu bewussterem Konsum und nicht einfach nur zum Kaufen anregen?

Wie soll ich denn ein Leben mit weniger Zeug realisieren, wenn ich das Lager immer voll haben muss? Und ist das nicht verlogen, wenn ich ein einfacheres Leben in Richtung “Minimalismus” möchte und dann “Deko & Klimbim” verkaufe?

 

Was heisst das konkret?

Alles nicht so einfach. Für mich war erst einmal wichtig, dass die Produktpalette von “snw?” in Zukunft kleiner werden wird. Das fängt mit dem Ausverkauf von älteren Produkten an. Aber auch neuere, liebgewonnene Motive haben ab jetzt eine bestimmte Laufzeit und werden dann aus dem Sortiment genommen. Mehr als 100 Produkte im Shop sind einfach zuviel und daher wird das Sortiment kleiner und feiner werden. Mein Ziel sind 50 Produkte, hinter denen ich voll stehe und die 100%ig zu mir passen. Das heisst natürlich auch, den Mut zu haben, regelmäßig mal “Tschüss” zu sagen, damit etwas Neues ins Sortiment wandern darf.

Ausserdem ist es für mich immer wichtiger geworden, dass meine Artikel in Deutschland und möglichst umweltfreundlich hergestellt werden. Ich habe in letzter Zeit einige Recyclingpapiere ausprobieren können und habe mit “meiner” Druckerei einen Partner gefunden, der nicht nur FSC zertifizierte Materialien und solche mit dem Blauen Engel anbietet, sondern auch CO2 neutral produziert. Das ist vielleicht jetzt nicht umwelttechnisch der große Wurf, aber ein Anfang. An den Verpackungsmaterialien arbeite ich noch – da habe ich trotz diverser Zellglas-Muster noch keine wirkliche Alternative zu meinen PP-Flachbeuteln gefunden. Denn Papierprodukte müssen schon einigermaßen geschützt in den Versand oder Handel gehen und müssen durch die Verpackung hindurch gut zu erkennen sein.

Apropos Handel: In Zukunft werde ich mich stärker um den Verkauf in Ladengeschäften bemühen, damit nicht mehr so viel einzeln auf die Reise geschickt werden muss. Mit “Etsy Wholesale” habe ich eine ganz wunderbare Plattform, auf der man meine Produkte als Ladeninhaber zu Großhandelspreisen und -konditionen bekommen kann. Bei Interesse (und Nachweis eines Ladengeschäfts) kann ich sehr gern einen so genannten “Guest Pass” schicken, mit dem man in meinem Sortiment stöbern und die Preise einsehen kann. Also meldet euch einfach bei mir, wenn ihr Ladenbesitzer seid.

Und ich werde mich mehr und mehr auf das Weitergeben von Ideen und Wissen statt Dinge konzentrieren. Video-Tutorials, Ebooks, pdfs und andere digitale Medien sollen euch helfen, selbst zu kreieren und nicht immer nur fertig zu kaufen. Denn selbst, wenn es nur das Ausschnippeln von kleinen Blumensamen-Tütchen ist: Etwas mit den eigenen Händen herzustellen, ist gut fürs Gemüt und hilft, sich zu konzentrieren.

 

Und der Blog?

Immer wieder stellt man sich ja die Frage, ob Blogs überhaupt noch zeitgemäß sind bei all’ dem Social Media Gedöns. Reicht nicht ein schickes Foto auf Instagram, wo man sich sowieso viel besser und schneller miteinander vernetzen kann? Oder ein Post auf Facebook, wo man ein paar “Likes” abgreift und noch schnell bei seinen Freunden rumschaut, um zum Geburtstag zu gratulieren? Das sind so die Fragen, die ich mir gestellt habe. Nach langer Überlegung habe ich beschlossen, dass ich die Form des Blogs immer noch sehr gerne habe – ein Blog ist für mich irgendwie nicht so schnellebig, nicht so abhängig von einem “instant feedback”, sondern eher eine Art Tagebuch. Ich rechne nicht sofort mit Kommentaren (auch wenn ich mich sehr darüber freue) und poste nicht mal eben schnell, sondern überlegt und planend. Dabei hat sich sowohl das Erscheinungsbild als auch der Zweck dieses Blogs hier natürlich im Laufe der Zeit immens gewandelt. Und jetzt ist eben mal wieder Zeit, einen kleinen “Cut” zu machen. In Zukunft dreht es sich hier natürlich auch immer noch um meine Arbeit mit und für “snw?”, aber eben auch um meinen Weg zu weniger Zeug und mehr Leben. Neben Zeitmanagement und hilfreiche Tools für die tägliche kreative Arbeit gehts dann auch um die Möglichkeit, Dinge nicht mehr einfach nur kaufen, sondern auch selber machen zu können. Dabei gibt es ganz simple Rezepte für Sachen, die man sonst immer im Supermarkt oder Kaufhaus besorgt hat, die man aber total einfach selber herstellen kann. Das Rezept für selbstgemachte Knete, aber auch für die Obstriegel letzte Woche sind da schonmal ein Anfang gewesen. Die Liste lässt sich beliebig erweitern: Pudding, Sahnesteif, vegetarische Bratlinge – das sind alles Dinge, die man in Tütchen und Packungen kaufen kann, die aber letztendlich genauso schnell selbstgemacht werden können. Und darum soll es dann in Zukunft auch hier gehen.

 

Und wie gehts weiter?

Erstmal muss ich einen Moment Luft holen. Das ist ein ganz schön langer Blogpost geworden (hatte ich so gar nicht beabsichtigt) und ich muss mein Hirn auch noch ein wenig sortieren. Als nächstes schreibe ich dann denke ich über einige sehr coole Dokumentationen, Artikel und Bücher zum Thema Minimalismus. Und dann werde ich auf jeden Fall noch meine Tools und Hilfsmittel auflisten, die mir helfen, meine tägliche Flut von Jobs, Aufgaben und Ideen zu ordnen. Damit kommt nicht nur mehr Fokus und Struktur in meine Gedanken, sondern ich spare auch eine Menge Zeit. Die ich dann wiederum bevorzugt mit Menschen statt mit Dingen verbringe. :)

 

Vielen Dank für’s “Zuhören”. Vielleicht seid ihr ja auch gerade an einem ähnlichen Punkt im Leben oder in der Arbeit. Dann würde ich mich sehr über eure Erfahrungsberichte freuen und was ihr euch so vorgenommen habt. Habt ihr auch Blogs, Bücher oder Filme, die euch beeinflusst und verändert haben? Immer her damit! Ich bin ja erst noch am Anfang meiner Minimalismus-Reise und freue mich über Tipps.

 

Liebste Grüße und bis bald,

 

 – Stine –

 

 

 

 

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