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Hochdruck für Anfänger Teil 01: Willkommen im Nagelstudio!

Erstmal vorweg: Keine Sorge, “snw?” läuft gut und ich musste mir keine alternative Einnahmequelle suchen und jetzt ein Nagelstudio eröffnen. Stattdessen sammele ich gerade alle Materialien zusammen, um in den Hochdruck einzusteigen und da gehört nunmal auch Nagelstudio-Equipment dazu. Klingt komisch, ist aber so. Ich hab nämlich das absolutunverschämte Glück gehabt, durch puren Zufall eine kleine alte Druckpresse als Dauerleihgabe zu bekommen (huhu, liebe Anne!).

Die wurde auf dem Gepäckträger einmal quer durch die Bonner Altstadt geschoben und ich hatte zwei Tage lang Muskelkater in den Armen, weil ichs natürlich nicht abwarten konnte und ich sie unbedingt alleine in den 4. Stock tragen musste. Aber was tut man nicht alles. Nachdem mein Pappa den Gesundheitszustand der Presse per Ferndiagnose festgestellt hat und ich mit der Allzweckwaffe Ballistol alle Walzen wieder gängig machen konnte (die Presse hatte nämlich quasi ein bisschen Gicht und war auch ein wenig wackelig auf den Beinen), scheint jetzt alles soweit zu funktionieren.

Sobald das klar war, musste natürlich das Internet auf der Suche nach sämtlichen Materialien bemüht werden – damit ihr das nicht mehr machen müsst, gibts hier mal meine ersten Erkenntnisse. Heute Teil 1:

PHOTOPOLYMERPLATTEN UND ALLES, WAS DAZU GEHÖRT

Ich hab keine alten Bleilettern rumfliegen (schade eigentlich…) und Linoleumschnitzen fand ich schon in der Schule scheiße. Daher brauchte ich dringend eine Alternative, die möglichst für digitale Vorlagen geeignet ist. Da bin ich ziemlich schnell bei Photopolymerplatten gelandet. Das Prinzip ist recht einfach: Die Platten bestehen aus einem weichen, lichtempfindlichen Material. Legt man seine auf Transparentpapier gezeichnete oder gedruckte Vorlage auf die Platte und belichtet sie, härten die Teile aus, die dem Licht ausgesetzt waren. Die übrigen bleiben weich und lassen sich mit Wasser (und ein bisschen Soda oder Spüli)  auswaschen. Letztendlich sehr ähnlich wie im Siebdruck.

Jetzt muss man sich entscheiden: Entweder, man schickt seine Motive an Firmen wie zum Beispiel BoxCar und lässt sich die fertig ausbelichteten Platten zuschicken oder man wagt sich selbst an die Blanko-Platten ran. Natürlich sind fertige Platten total komfortabel und so, aber auch recht teuer und der Versand aus den USA dauert ein Weilchen.  Alles in allem ist man einfach nicht so flexibel und ich finds ausserdem schön, sowas selbst zu können. Wenns absolut nicht hinhauen sollte, greif’ ich dann aber glaub ich auf die Profis aus USA zurück. Ich hab ewig nach Photopolymerplatten gesucht und bin irgendwie nicht so richtig schlau geworden, wo man welche in kleineren Mengen bekommen kann. Astrid hat mir dann den Link zu “Polymetaal” geschickt, einem niederländischen Versand für Grafik- und Druckbedarf. Ein bisschen versteckt unter “Materialien für Radierung” finden sich die lichtempfindlichen Platten. Man darf sich von dem ein klein wenig nach 80er Jahre aussehendem Erscheinungsbild nicht abschrecken lassen – der Bestellprozess ist auch nciht voll-automatisch, was etwas ungewohnt ist, aber auch sehr sympathisch. Die Preise sind vollkommen in Ordnung und auch der Versand ist erstaunlich günstig. Man kann einfach überweisen oder per Paypal bezahlen und dann klappt alles ganz wunderbar.

Die Folie

Jetzt hat man also schonmal die Platten klargemacht, das ist ja schonmal was. Was fehlt ist eine ordentliche Lichtquelle mit UV-Licht und der Transparentfilm für das Motiv. Fangen wir mal mit der Folie an: Ich kenne das noch vom Siebdruck in der Uni, dass man sich einen sw-Laserdruck seines Motivs auf Overheadfolien oder Transparentpapier macht und damit dann sein Sieb belichtet. Weil Ausdrucke vom Laserdrucker häufig nicht ganz opak (also lichtundurchlässig) sind, kann man die Folie bzw. das Papier noch mit “Toner-Verdichtungsspray” einsprühen. Sich im Copyshop ne Folie ziehen zu lassen funktioniert (je nach Kopierer) auch ganz prima. Wichtig ist immer, dass das Schwarz echt deckend ist und man durch die schwarzen Bereiche der Folie nicht mehr durchgucken kann. Sonst dringt ja Licht auf die Platte und es härten Bereiche aus, die eigentlich ausgewaschen werden sollen. Da könnte das Motiv (gerade bei feinen Linien) “fuzzelig” werden oder nicht so schön deutlich herauskommen und das will man ja nicht.

Ich hab ja nun keinen Laserdrucker, sondern einen Canon-Tintenstrahldrucker. Daher versuche ich es jetzt mal mit handelsüblichen Inkjet-Overheadfolien für etwa 15 Euro (100 Blatt A4). Es gibt auch für den “High-End-Benutzer” ganz spezielle Folien wie z.B. den “Gronal Expofilm” oder den “AGFA SelectJet High Density Inkjet Film” bzw. den “AGFA CopyJet Film” – mit mindestens 50 Euro für 100 Blatt A4 find ich die Preise zum nur-mal-Testen aber ziemlich happig. Wenns also mit der normalen Folie klappt, bleib ich dabei. Ansonsten versuche ich glaub ich erstmal, ob ich hier in Bonn einen Copyshop finde, der mir evtl. einen Film herstellen kann. Also nicht nur ne normale Folie, sondern so was “ordentliches”. Wenn ein Copyshop Offsetdruck anbietet oder Schilder herstellen kann, besteht auf jeden Fall die Chance, dass die Material und Maschinen zur Filmproduktion da haben und wenn man lieb fragt, machen die einem ja vielleicht eine gute Vorlage. Wenn alle Stricke reißen kann man immer noch den Gronal-Film probieren… Ach ja: Für Epson-Drucker gibts auch spezielle Tinte, die für die Herstellung von Filmen entwickelt wurde (z.B. die “FastInk Filmmaker” Tinte). Fällt bei mir ja aber wegen meines Canon-Druckers flach.

Die UV-Lichtquelle

Kommen wir nun zum Nagelstudio: Fürs Belichten braucht man ja eine ordentliche Lichtquelle. Auf der Polymetaal-Seite wird in der kurzen Anleitung die Photopolymer-Platte einfach in die Sonne gelegt.* Andere Tutorials wie zum Beispiel dieses tolle hier empfehlen aber ganz klar eine berechenbare UV-Lichtquelle. Macht Sinn (finde ich), weil man mit einer vernünftigen Lampe schonmal eine Unsicherheit aus der Welt schaffen kann und sich einfach nicht aus Versehen eine Platte versaut, weil da mal ne Wolke vorbeikommt und einem die Belichtungszeit durcheinander bringt. Meine Suche hat mich zunächst zum Zoohandel geführt – gute  UV-Lampen finden sich vor allem beim Terrarien-Zubehör. Vielleicht hat ja auch der ein oder andere so was noch rumfliegen.** Mir waren die aber letztendlich zu teuer und ausserdem hat mich die Riesenauswahl an unterschiedlichen Lichtspektren total verunsichert. Letztendlich bin ich dann beim angesprochenen Nagelstudio-Bedarf gelandet:

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Gibt’s günstig bei Ebay, hat 4 Leuchtstoffröhren drin, die für ein gleichmäßiges Licht sorgen und für die man problemlos Ersatz bekommt, wenn mal was schwächeln sollte. Ausserdem sind die Teile sicherer als die Höhensonne von Omma, werden nicht unangenehm heiss (was die Platten wellen oder verbiegen könnte) und haben manchmal einen Timer, der vielleicht nützlich sein wird. Der Nachteil ist, dass man nur kleine Platten belichten kann. Aber das hab ich mal in Kauf genommen. Riesen-Motive wollte ich eh nicht drucken und schließlich kann man größere Sachen auch mit mehreren Platten zusammensetzen.

So, das war also Teil 1 meines kleinen Ausflugs in die Drucktechnik. Ich hab ja noch nix testen können, weil ich noch auf die meisten meiner Materialien warte. Morgen sollte eigentlich das Paket mit den Overheadfolien ankommen. Da kann ich dann also vielleicht schonmal berichten. Farben, Druckfilz und Papier sind erstmal wegen eines Computerfehlers beim Onlineversand schön an meine alte Marburger Adresse gegangen. Jippieh. Aber am spannendsten sind natürlich die Photopolymerplatten. Die kommen ja aus Holland, das dauert einen Moment länger.

Bin aber alles in allem recht optimistisch. Ich hab nämlich gestern per Zufall bei Etsy ein “Stampmaker”-Kit gefunden, das meiner “Eigenkreation” erstaunlich ähnlich sieht. Scheint also irgendwie zu funktionieren… Falls jemand von Euch noch Tipps hat oder Bezugsquellen weiss, wär das natürlich klasse, wenn ihr einen Kommentar hinterlassen würdet.

Ich halte Euch auf dem Laufenden!

– Stine –

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* Leider kann man nicht direkt dahin verlinken –  ihr müsst einfach unter “Materialien für Radierung -> Lichtempfindliche Platten und Filme -> Solarplate Photopolymerplatten -> Einführung in die Photopolymer-Druckplatten” klicken und dann bekommt ihr eine nette kleine Übersicht über den Druckprozess.

** Lasst aber nicht euren Gecko erfrieren, nur um mal ne Platte zu belichten! :)

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6 Gedanken zu „Hochdruck für Anfänger Teil 01: Willkommen im Nagelstudio!“

  1. hallo sabrina! wie schön, dass du hier rumschaust! ich bin ein großer fan von deinen podcasts und natürlich deinen drucken! :)

    eigentlich hat es ganz gut geklappt mit den platten. die UV-lampe hat schön gleichmäßig belichtet. nur das mit dem pressen-druck war wie schon geschrieben etwas schwierig.
    leider bin ich nie so richtig intensiv eingestiegen, weil ich dann erstmal in babypause war und so. aber ich hoffe, dass ich bald mal wieder an der druckpresse stehen kann.
    hab vielen lieben dank für die links! die schaue ich mir gleich direkt mal an.
    liebste grüße!

    stine

  2. Das ist interessant, wie hat es denn geklappt? Mittlerweile kannst du Photopolymer Platten z.B. auch über drucken-und-lernen.de oder redecker-print.de bestellen. Auch unbelichtete. ;-)
    Das Nagestudio UV Teil ist ja spitze.

  3. hallo liebe inga! vielen dank für deinen kommentar und “sorry!”, dass es mit meiner antwort so lange gedauert hat. wir sind gerade ein wenig am rotieren und rüsten unsere shops mit weihnachtsware aus. :)
    die presse war wirklich ein absoluter glücksfall und ich konnte es selbst kaum fassen, als ich sie auf dem gepäckträger von meinem klapprigen hollandrad durch die bonner altstadt geschoben habe. gut, die 4 stockwerke hoch waren ganz schön anstrengend, aber es hat sich gelohnt.
    ich hatte mir damals bei polymetaal die amerikanischen “solar plates” bestellt (http://www.polymetaal.nl/siteDE/shopdework/enter.html) – einfach aus dem grund, weil es für die mehr erfahrungsberichte im netz gibt. wie du ja selber sagst arbeiten die amerikaner insgesamt mehr mit den platten als hochdruckmaterial als andere und da hab ich mich für diese platten entschieden.
    zum schneiden hatte ich mir (achtung! fehlkaufalarm!) extra eine metallschneideschere gekauft und musste dann voller enttäuschung feststellen, dass die die rändern komplett verbiegt und die platten damit für den druck unbrauchbar werden.
    was aber funktionert ist das schneiden mit einem stabilen teppichmesser und einem lineal mit metallschneidekante. da muss man sehr vorsichtig sein, dass man nicht abrutscht und sich verletzt und es ist eine etwas langwierige geschichte, aber nach einer weile ist die platte dann durch. macht man ja auch nicht dauernd und wenn das ergebnis dann gut wird lohnt sich die arbeit ja auch.
    theoretisch könntest du mit den platten bestimmt auch “stempeln”, aber da würde ich bezweifeln, dass sich der aufwand lohnt. wenn du nicht den hochdruck-typischen “3D-effekt” haben willst (also dass sich das motiv ins papier hineindrückt und quasi fühlbar ist), dann würde ich an deiner stelle großformatige stempelgummis schnitzen oder lasern lassen. bei etsy und/oder dawanda gibt es ja inzwischen recht viele labels, die individualisierte stempel anbieten und ich habe auch sehr gute erfahrungen damit gemacht, bei örtlichen handwerksbetrieben einfach mal nachzufragen.
    so, ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen. ich wünsche viel spaß beim basteln und sage liebste grüße!

    stine

  4. Hallo Stine! Ich habe schon mal an der KunstUni in den USA mit diesen Platten gearbeitet. Lange gab es sie nur in den USA und da dort alles vorhanden war, wie ein Vakuumbelichter und riesige Druckpressen, hätte ich nie gedacht, dass man das irgendwie auch selber herstellen kann. Durch Zufall habe ich aber ein Stempel-Selberbauset in die Hände bekommen (Selbes System) und würde auch gerne wieder Kunstdrucke herstellen. Gratualation zu der Presse!! Diese Geräte sind irrsinnig teuer. Ich hätte sooooooo unendlich gerne eine aber leider keine Bekannten mit so einem Gerät!! Aber meine Frage: welche Platte hast du dir von Polymetaal bestellt und kann man diese Metallplatte auch zu Hause zuschneiden? (Wie? Schere, Cutter?) Eine Schneidemaschine ist natürlich ebenso wenig vorhanden. Und liesse sich mit diesen Platten auch ohne eine solche Presse drucken? Quasi Stempeln? Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar! Übrigens: gutgeschriebener Blog. Sehr nachvollziehbar! Liebe Grüße, Inga

  5. hallo sue! lieben dank für deinen kommentar! bei meinen tests habe ich die platten jeweils 3 minuten lang belichtet und das auswaschen hat ganz gut funktioniert. allerdings hatte ich danach probleme, weil meine druckpresse offensichtlich ein wenig zu stark eingestellt war und die photopolymerplatte darauf recht empfindlich reagiert hat. am besten tastest du dich also mit wenig druck an die richtige einstellung heran, damit sich deine vorlage nicht von der metallplatte löst.
    viel spaß beim ausprobieren!

    stine

  6. Hallo,
    ich suche schon lange eine Seite wie diese! Toll! Kannst du mal schreiben wie es funktioniert hat und wie lange du die Platte belichtet hast? Danke!

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